Die letzten Wochen und Monate verlangten Investoren viel Disziplin sowie ein klares Bekenntnis zu einer umsichtigen Anlagestrategie ab. Natürlich sind die Herausforderungen eines Anlegers in keinster Weise mit dem Leid der Menschen in der Ukraine vergleichbar. Der von Russland geführte Krieg in der Ukraine hat eine neue Dimension des Schreckens hervorgebracht. Und auch wenn weder Russland noch die Ukraine einen massgeblichen Einfluss auf die globale Wirtschaftsleistung haben, sind die Folgen für Unternehmen spürbar und messbar – in der Form von höheren Energiepreisen sowie einer damit verbundenen hartnäckigeren Inflation an den Finanzmärkten.
Des Weiteren sorgt die restriktivere Geldpolitik in den USA sowie in Europa zu steigenden Zinserwartungen und damit zu steigenden Renditen bei Staatsanleihen. In den USA beträgt die Rendite 10-jähriger Treasuries rund 2.80%, so viel wie seit über drei Jahren nicht mehr. Vor rund einem Jahr lag diese noch bei verhaltenen 1.40%. Die nachlassende konjunkturelle Dynamik in Kombination mit dem so oft als transitorisch bezeichneten Preisdruck sorgt für stagflationäre Tendenzen und generiert mit den bereits vorhandenen Risikofaktoren ein herausforderndes Anlageumfeld.
Es gilt dementsprechend umso mehr, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ein Blick hinter die Kulisse der zentralen Kennzahl «Performance» kann dabei besonnene Dienste leisten. Unser aktuellster Blogbeitrag nimmt diese Thematik auf.
Was bedeutet Performance?
Zunächst wenden wir uns dem Wort «Performance» zu. Was bedeutet dieses per Definition genau? Performance wird im neudeutschen Sprachgebrauch in vielerlei Hinsicht verwendet, beispielsweise für die Leistung eines Spitzensportlers, eines Künstlers oder eines Sportwagens. Doch dies interessiert uns im aktuellen Kontext nicht, auch wenn diese Leistungsausweise je nach privater Interessensauslegung gelegentlich Tränen der Freude auslösen können. Uns geht es hingegen um die Bedeutung in der Finanzmathematik.
Grundsätzlich kann der Anglizismus wie folgt beschrieben werden: Die «Performance» stellt den prozentualen Wertzuwachs eines Wertpapiers oder eines Portfolios (Wertschriftendepots) über eine bestimmte Periode dar. Die grundsätzliche Berechnung ist demnach simpel. Es gibt allerdings mehrere Methoden, um diesen Wertzuwachs zu messen. Unterschieden wird hauptsächlich zwischen der zeitgewichteten Rendite (time-weighted return, TWR) und der geldgewichteten Rendite (money-weighted return, MWR). Ohne dabei zu sehr in die Tiefen dieser beiden Berechnungsmethoden einzutauchen, gilt es dabei insbesondere einen nennenswerten Unterschied hervorzuheben. Im Gegensatz zur zeitgewichteten Rendite setzt die geldgewichtete Rendite den erzielten Erfolg ins Verhältnis zum durchschnittlich investierten Kapital. Ohne Ein- und Auszahlungen wären die Resultate der beiden Berechnungsmethoden identisch.
Beeinflussende Faktoren
Die Performance wird neben der offensichtlichen Wertentwicklung der zugrundeliegenden Wertpapiere durch weitere Faktoren wie Cashflow (Geldfluss) oder Gebühren beeinflusst. Die Gebührenkomponente der Performance wird unter anderem durch die Börsenweisheit «Hin und her macht Taschen leer» karikiert. Dies soll hingegen nicht heissen, dass ausschliesslich eine «Buy and Hold»-Strategie zielführend ist. Gegen sinnvolle Gewinnmitnahmen ist selbstverständlich nichts einzuwenden. Anleger sollten sich allerdings vor dem sogenannten «Market Timing» hüten. Denn wer stets versucht, die optimalen Ein- und Ausstiegskurse zu finden, muss ausserordentlich hohe Opportunitätskosten tragen.
Dieser Fakt lässt sich beeindruckend mittels folgender Statistik veranschaulichen: Bei einer Investition in den MSCI All Country World-Index über eine Periode von zehn Jahren1 würde sich der Gewinn um nahezu 40% verringern, wenn die fünf Tage mit der besten Performance dieses Zeitraums verpasst worden wären. Dies zeigt also im Umkehrschluss, dass sich bei der Strategie «Market Timing» im Gegensatz zur konkurrierenden «Buy and Hold»-Strategie die Wahrscheinlichkeit von höheren Opportunitätskosten substanziell erhöht.
Die richtige Anlagestrategie zahlt sich aus.
Aktienengagements stellen langfristige Investitionen dar. Insofern dürfte sich ein langfristiger Strategieansatz statistisch betrachtet auch zukünftig auszahlen. Doch weshalb ist eine individuelle und auf die Bedürfnisse des Anlegers ausgelegte Anlagestrategie zentral? Ein Blick in die Statistik zeigt, dass historisch rund 80% der Performance auf die definierte Anlagestrategie zurückzuführen sind. Die strategische Anlageallokation definiert die langfristigen Gewichtungen der verschiedenen Anlageklassen und damit die zu verfolgende Anlagestrategie.
Es zeigt sich also, dass das Wort «langfristig» insbesondere bei Aktieninvestitionen einen wesentlichen Faktor darstellt, sei es bezüglich dem Anlagehorizont sowie auch hinsichtlich der Dividenden. Gerade deren Einfluss auf die Gesamtperformance wird oft unterschätzt. Beispielsweise trugen Dividendenausschüttungen in den zehn Jahren von 2012 bis 2021 rund 28% zum Gesamtertrag des Swiss Performance Index (SPI) bei. Da in dem beschriebenen Zeitraum überdurchschnittliche jährliche Renditen erzielt wurden, wird sich der Performance-Anteil von Dividenden in Perioden mit geringerem Kurswachstum weiter ausweiten. Dividendenausschüttungen werden dementsprechend einen noch gewichtigeren Bestandteil der Gesamtperformance ausmachen.
Generell sollte der in der Finanzindustrie weit verbreiteten Jahresendbetrachtung eine geringere Relevanz beigemessen werden. Hingegen vermittelt eine konsolidierte, akkumulierte Performancebetrachtung über drei bis fünf Jahre ein unverkennbar aussagekräftigeres Bild.
Welche Strategie nun verfolgt werden sollte, muss jeder Anleger für sich selbst definieren. Wer sich jedoch als ein Investor betiteln möchte, sollte sich vornehmlich mit dem Wort «langfristig» anfreunden. Doch wie so oft im Leben dürfte sich ein gesunder Mix als kluger Wegbegleiter für den künftigen Anlageerfolg erweisen.
1 zehn Jahre bis zum 28. Februar 2022