Die «Food Revolution» – in den strukturellen Wandel der Nahrungsmittelindustrie investieren
Elad Ben-Am – 13.11.23
Unsere Nahrungsmittelindustrie ist hochgradig ineffizient und geprägt von struktureller Übernutzung natürlicher Ressourcen. So trägt sie 10% zum globalen BIP bei, generiert dabei aber über ein Viertel der Treibhaus-Emissionen, besetzt die Hälfte der bewohnbaren Fläche und verbraucht 70% des verfügbaren Frischwassers (siehe Abbildung 1).
Angesichts einer ungelösten Energiekrise, Rekord-Dürren und strukturellen Agrarlandschwunds ist diese Situation für die globale Ernährungssicherheit bereits problematisch. Und sie dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Die Schliessung der Ernährungslücke ist eine grosse Herausforderung
Die Weltbevölkerung dürfte bis 2050 auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen. Dabei steigt das verfügbare Durchschnittseinkommen kontinuierlich. Damit wird die Gesamtnachfrage nach Nahrungsmitteln gemäss Schätzungen des World Resources Institute voraussichtlich um mehr als 50% steigen (siehe Abbildung 2). Um diese Nahrungsmittellücke mit bereits heute überbeanspruchten Ressourcen zu schliessen, muss die Effizienz der Faktoren Land, Energie, Wasser und Arbeit signifikant erhöht werden.
Ernährungssicherheit und Technologie
Beim Streben nach einer effizienteren Nutzung von und einem nachhaltigeren Umgang mit diesen Ressourcen spielt Technologie eine zentrale Rolle, wie der untenstehenden Übersicht zu entnehmen ist (Abbildung 3). Dazu gehören Innovationen entlang der gesamten Agri-Food-Wertschöpfungskette, von Saatguttechnik, Präzisionslandwirtschaft oder intelligenten Bewässerungssystemen, bis hin zu Automatisierungslösungen in der Nahrungsmittelproduktion oder Logistiktechnologien.
Diese Technologien sind Teil des strukturellen Wandels des globalen Agri-Food-Systems und werden in den kommenden Jahren beträchtliche finanzielle Mittel anziehen. Die sich daraus ergebenden Investitionsmöglichkeiten stehen im Zentrum der «Food Revolution»-Investitionsstrategie.
Gemäss Schätzungen des Instituts «The Food and Land Use Coalition», erfordert dieser strukturelle Wandel jährliche Investitionen von weltweit USD 300 bis 350 Mrd bis 2030. Der aus dieser Transformation resultierende jährliche ökonomische Mehrwert – in Form tieferer externer Kosten – wird per 2030 auf das 16 bis 19-fache dieser Summe geschätzt (USD 5.7 Billionen).
Warum jetzt?
Das aktuelle Umfeld an den Kapitalmärkten in Kombination mit dem strukturellen Wachstum, welches sich aus dieser Transformation ergibt, bietet langfristig orientierten Investoren sehr attraktive Opportunitäten. Steigende Zinsen und sich verschärfende finanzielle Bedingungen haben zu einem kurzfristigen Kapitalabfluss aus dem Sektor geführt, was zu einem signifikanten Rückgang der Bewertungs-Multiplikatoren (bei gelisteten Unternehmen) als auch der Investitionsvolumen im Agrifood-VC-Bereich geführt hat. Trotz einem Rückgang von -44% im Jahr 2022 wuchsen diese Investitionen in den letzten 10 Jahren um durchschnittlich +25% pro Jahr (siehe Abbildung 4).
Dieses Bild steht in einem krassen Gegensatz zur unterliegenden fundamentalen Entwicklung der Unternehmen im «Food Revolution»-Universum, welche vom strukturellen Wachstum, den der Wandel der Nahrungsmittelindustrie mit sich bringt, überdurchschnittlich profitieren.
Nimmt man die Entwicklung an den Kapitalmärkten als Indikator, erscheint die «Food Revolution» als ein Lehrstück für das Gesetz von Amara, das besagt: «Wir neigen dazu, die Auswirkungen einer Technologie kurzfristig zu überschätzen und langfristig zu unterschätzen.» In der Tat brach im Zuge der Pandemie eine Euphorie rund um das Thema aus, was sich in zu hohen kurzfristigen Erwartungen und einer darauffolgenden Ernüchterung niederschlug. Das De-Rating der letzten zwei Jahre hat die Bewertungen jedoch auf mittlerweile extrem tiefe Niveaus gedrückt.
Die «Food Revolution» ist in vollem Gange und hat zweifellos den Punkt überschritten, an dem es kein Zurück mehr gibt. Um die sich vor unseren Augen öffnende Ernährungslücke zu schliessen, sind technologische Innovationen von zentraler Bedeutung. Als Investoren haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, echte technologische Innovatoren zu identifizieren, die den Übergang zu einem widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Ernährungssystem vorantreiben. Dies ist eine bemerkenswerte Herausforderung, die beträchtliche Finanzströme anziehen wird und attraktive Investitionsmöglichkeiten für diejenigen bietet, die wissen, wo sie suchen müssen.
Elad Ben-Am ist Head «Food Revolution» bei Picard Angst und verwaltet zusammen mit seinem Team den Fonds PA UCITS Food Revolution.
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