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Neue Antriebsformen – Elektromobilität und Wasserstoff (Teil I)

Neue Antriebsformen – Elektromobilität und Wasserstoff (Teil I)

Rafael Strub  –  27.05.21

Elektromobilität ist seit ein paar Jahren in aller Munde und vollelektrische Fahrzeuge werden in unserer Gesellschaft immer stärker nachgefragt. Prädiktionen sagen Elektroautos eine elektrisierende Zukunft voraus. Experten prophezeien beispielsweise, dass in spätestens 17 Jahren die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen jene der «Verbrenner» hinter sich lassen werden. Der beschriebene Trend wird von einem scheinbar unablässigen Regulierungsdruck der Behörden und durch grosszügige Subventionen verschiedenster Staaten befeuert. Gemäss offiziellen Angaben müssen sich im Vergleich zum Jahr 1990 die Emissionen im Verkehr bis im Jahr 2030 um 40 bis 42 Prozent verringern. Mit einem Paket aus Förderung der Elektromobilität, Stärkung der Bahn und CO2-Abgaben soll dies unter anderem erreicht werden.

Doch ist der mit Strom versorgte Elektromotor alternativlos, oder reziprok formuliert, ist der Verbrennungsmotor noch zeitgemäss? Für Einige sind diese Fragen Herzensangelegenheiten, für Andere wiederum sind sie ideologischer Natur. Da der Umfang der Thematik äusserst weitreichend ist, wird sich dieser Blogbeitrag in zwei unterschiedliche Teile gliedern. Der heutige Blogbeitrag, Teil I, wirft einen Blick zurück in das frühe 19. Jahrhundert und damit in die Geburtsstunden der noch heute bekannten Antriebsformen. Er verfolgt weder das Ziel, die erwähnten Fragestellungen final zu beantworten, noch politische Strömungen zu untermauern. Es soll lediglich ein Blick hinter die Kulissen gewagt und versucht werden, dieser komplexen Materie nachzugehen.

Unternehmen wir einen kleinen Ausflug in die Historie des Elektromotors: Mit den Erfindungen der Batterie (Alessandro Volta anno 1800), der Erzeugung eines magnetischen Feldes aus elektrischem Strom (Hans Christian Ørsted anno 1820) und des Elektromagneten (William Sturgeon anno 1825) waren alle Grundlagen geschaffen, um einen Elektromotor bauen zu können. Die erste nachweisbare Nutzanwendung eines Elektromotors folgte im Jahr 1835, als die beiden Holländer Sibrandus Stratingh und Christopher Becker einen Elektromotor entwickelten, der ein kleines Modellfahrzeug antrieb. Es versteht sich von selbst, dass die damals erfolgten ersten Schritte mit einem Elektromotor vielmehr einer theoretischen Modellanwendung entsprachen und noch weit von einer serientauglichen Lösung entfernt waren. 1839 baute Robert Anderson, ein Schotte, in Aberdeen das erste Elektroauto der Welt. Gleichwohl gilt als erstes «offizielles» elektrisches Strassenfahrzeug das Trouvé Tricycle des Franzosen Gustave Trouvé aus dem Jahr 1881. Das Elektroauto erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h und besass eine maximale Reichweite von 26 Kilometern. In der Tat eine technische und physikalische Meisterleistung für diese Zeit – doch freilich vermochte sie die damals als Fortbewegungsmittel unabdingbaren Pferde nicht sonderlich zu beeindrucken. Es mag zudem erstaunen, dass der Elektromotor einige Jahre vor dem Verbrennungsmotor entwickelt wurde – der deutsche Erfinder Carl Benz meldete erst am 29. Januar 1886 auf dem Patentamt seinen «Motorwagen Nummer 1» an. Ebenfalls erstaunlich ist der Fakt, dass sich in den USA selbst im Jahre 1900 immer noch 40 Prozent der Automobile mit Dampf, 38 Prozent elektrisch und nur 22 Prozent mit Benzin fortbewegten. Doch rund 50 Jahre später verrichtete weltweit in nahezu jedem Fahrzeug ein Verbrennungsmotor seine Arbeit. Welche Einflüsse veranlassten diesen Wandel? Hierzu könnten viele Zeilen gefüllt und noch längere Sätze verfasst werden, doch ich möchte Ihnen dies gerne ersparen.

Historiker machen im Wesentlichen drei Faktoren für den damaligen schleichenden Niedergang des Elektroautos verantwortlich. Zum einen sorgte der monopolistische Einfluss der amerikanischen Standard Oil Company (heute ExxonMobil) eines gewissen John D. Rockefeller für eine markante Bevorzugung des Verbrennungsmotors. Das Unternehmen beherrschte um das Jahr 1890 zuweilen bis zu zwei Drittel des globalen Ölmarkts. Zum anderen begünstigte der 1. Weltkrieg die Entwicklung hin zu Verbrennungsmotoren, indem vom Militär Fahrzeuge mit hoher Reichweite und gut transportierbaren Kraftstoffreserven (Benzinkanister) verlangt wurden. Die Mobilitätsvorteile verfestigten sich zunehmend in der Bevölkerung, wodurch auch nach dem Krieg der Verbrennungsmotor stark favorisiert wurde. Der dritte Faktor kann auf den elektrischen Anlasser zurückgeführt werden. Dieser ermöglichte ein gefahrloses, bequemes Starten des Motors, und so gehörte das mühselige Kurbeln der Vergangenheit an.

Nun wagen wir den Sprung zurück in die Neuzeit, in der sich der Elektromotor sein vor mehr als 100 Jahren verlorenes Territorium auf den heutigen Strassen wieder langsam wieder zu erkämpfen scheint. Doch die heutige Situation ist offensichtlich in keinster Weise mit derjenigen vor einem Jahrhundert zu vergleichen. Vielmehr ist der heutige Umschwung hin zur automobilen Elektrifizierung hauptsächlich auf einen Umstand zurückzuführen: die Energiewende und die damit einhergehende gewünschte Abkehr von fossilen Brennstoffen.

Der zweite Teil dieses Blogeintrags widmet sich den neuen Antriebsformen und greift unter anderem auch die Technologie Wasserstoff auf. Besteht für das chemische Element mit dem Symbol «H» eine Daseinsberechtigung oder reduziert sich der zukünftige automobile Verkehr ausschliesslich auf die gängigen Elektrifizierungslösungen? Die Fortsetzung wird Ende Juni folgen.